Chorgeschichte

Die Geschichte des CVJM Neuffen und die des Posaunenchores sind eng miteinander verbunden. Lesen Sie auf dieser Seite, wie alles vor weit über 100 Jahren begann. Herzlichen Dank an Reinhard Maier, der in viel Mühe die Ereignisse und Daten für die Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum 1999 zusammengetragen hat.

Chronik des Posaunenchors

Im Jahr 1982 wurde in der alten Familienbibel des Friedrich Löffler aus Neuffen ein Eintrag gefunden, in dem erstmals auf den Posaunenchor hingewiesen wird. Friedrich Löffler selbst berichtet hier von vier Bläsern, die zum Jahreswechsel 1899-1900 vom Turm der Martinskirche Choräle gespielt haben. Aufgrund dieses Dokumentes feierte der Posaunenchor Neuffen 1999 sein 100jähriges Bestehen.

Da 1899 aber bereits ein spielfähiger Chor bestand, ist davon auszugehen, dass das eigentliche Gründungsjahr noch weiter im vorigen Jahrhundert zurückliegt. Im Jahr 1919 wird zum ersten Mal in den Pfarrberichten des Pfarramtes zum dekanatamtlichen Besuch ausführlich vom Posaunenchor berichtet. Darin erfahren wir, dass es Mitglieder der Altpietistischen Gemeinschaft waren, die den Posaunenchor gegründet hatten und ihn förderten. Namentlich zu nennen sind hier Vorstand Heinrich Lämmer, sein Stellvertreter Johannes Heimgärtner und Kassier Gustav Bader. Weitere Mitglieder waren: Heinrich Schüle, Wilhelm Maisch, Albert Heckel, Christian Schur und Gotthilf Faig.

An dieser Stelle soll angemerkt werden, dass innerhalb der Altpietistischen Gemeinschaft seit längerer Zeit (bereits 1913 erwähnt) der Jünglingsverein existierte, der später in den CVJM überging. Die Verbindung Posaunenchor und CVJM besteht bis zum heutigen Tag.

Über das Musizieren selbst erfahren wir, dass es zunächst mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden war: Der Chor bestand nur aus wenigen Bläsern, so dass bis zum Jahr 1924 mehrmals das Ende bevorstand. Auch die Chorleiterfrage war wohl eine Zeit lang ein brennendes Problem, was die lange Liste der verschiedenen Namen zeigt: Erster Chorleiter war Herr Plaus, Zollbeamter beim damaligen Finanzamt Neuffen. Ihm folgten Herr Höse, dann Herr Waidelich aus Nürtingen und schließlich Herr Argast und Jakob Kicherer aus Neuffen. Als der damalige Stadtpfarrer Schmid dann 1924 die Leitung des Chores übernahm, kamen neue Bläser hinzu und der Posaunenchor festigte sich. 20 Jahre lang – von 1927 bis 1947 – führte dann Albert Hartmann den Chor. In dieser Zeit war dem Posaunenchor weiteres Wachstum beschieden.

Neben den Gottesdiensten in der Martinskirche, die der Posaunenchor musikalisch mitgestaltete, wurde auch bei vielerlei anderen Anlässen gespielt, so beispielsweise beim Jusifest und bei den Bauerlochfesten oder auf der Hochwiese auf dem Hohenneuffen (heute „Kirche im Grünen“). Außerhalb Neuffens beteiligte sich der Chor oft an Jungmänner- und den Landesposaunentagen.

Das Jahr 1935 markiert einen wichtigen Punkt in der Geschichte des Posaunenchors. Der christlichen Jugendarbeit drohte von den Nationalsozialisten her höchste Gefahr. In den Pfarrberichten lesen wir: „Der blühende CVJM ist im Zusammenhang mit der Durchführung des Jugendvertrages (Eingliederung auch der kirchlichen Jugendarbeit in die Staatsjugend) auf 13 Mitglieder über 18 Jahren darunter 7 verheiratet, zusammengeschmolzen.“ An dieser Stelle muss das entschlossene und mutige Weitermachen des damaligen Chorleiters Albert Hartmann und von Stadtpfarrer Gotthold Hezel erwähnt werden. Vor allem im sonntäglichen Gottesdienst versahen die wenigen, die sich ebenfalls nicht entmutigen ließen, den Dienst mit den Posaunen. Da noch kein eigenes Gemeindehaus zur Verfügung stand, wurden bei Schuhmacher Schur in der Paulusstraße oder im Haidleschen Haus in der Hauptstraße – in welchem auch die übrige Jugendarbeit weitergeführt wurde – die Proben abgehalten.

Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges im Jahre 1939 wurden nach und nach immer mehr Bläser des Posaunenchores einberufen. Schließlich bestand der Chor 1943 noch aus drei aktiven Bläsern (Albert Hartmann, Alfred Maier und Walter Maier)! Gegen Ende des Krieges waren es dann nur noch zwei Bläser, die zusammen mit der Orgel im Gottesdienst weitermusizierten – im Freien zu spielen war schon lange verboten worden. Zwar in allerkleinster Besetzung – aber ohne Unterbrechung – überstand so der Posaunenchor den Zweiten Weltkrieg. Von den elf Bläsern, die vor dem Krieg zum Chor gehörten, sind sechs gefallen. Es waren: Albrecht Feller, Adolf Kopp, Gerhard Maier, Gotthilf Schur, Otto Schur und Karl Steffan.

Da unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges einige der Bläser nach Neuffen in ihre Heimat zurückkehrten und sofort wieder ihr Instrument spielten, ging es mit dem Chor langsam wieder aufwärts. Welch ein Glück mag es für die Bläser des Neuffener Chors gewesen sein, zum ersten Mal nach dem Krieg wieder in Freiheit mit anderen Bläsern zusammen zu musizieren! So nahmen Bläser des Posaunenchores im September 1945 am Jungmännertag in Esslingen teil und im Juni 1946 am 12. Landesposaunentag in Ulm. Über 2000 Bläser waren in die völlig zerstörte Stadt gekommen, um im wie durch ein Wunder beinahe unversehrten Münster unter dem Leitwort „Jesus Christus herrscht als König“ miteinander zu feiern. Für 8 Reichsmark hatte Müllermeister Hugo Faig die Neuffener Bläser mit seinem Lastwagen, auf dessen Ladefläche Bänke montiert worden waren, damals nach Ulm gefahren.

Ab 1947 wurden vom damaligen Landesposaunenwart Hermann Mühleisen wieder Bläserfreizeiten durchgeführt, an denen auch Neuffener Bläser teilnahmen. Das Jahr 1947 markierte auch für den Posaunenchor eine bedeutende Veränderung: Albert Hartmann übergab den Taktstock an Walter Maier, der den Chor dann bis 1992 führte. Nach seiner Zeit als Chorleiter in Neuffen gründete Albert Hartmann Posaunenchöre in den Nachbargemeinden Beuren, Linsenhofen, Kohlberg-Kappishäusern, Frickenhausen, Neckartenzlingen, Schlaitdorf und Großbettlingen. Viele der Bläser spielten nicht nur im Posaunenchor, sie arbeiteten auch aktiv im CVJM und in der Kirchengemeinde mit. So hatte der Posaunenchor maßgeblichen Anteil am Bau des Gemeindehauses (Einweihung 1951).

Mit dem Anwachsen der Zahl der aktiven Bläser wuchs auch die Zahl der Aufgaben, die der Chor zu bewältigen hatte. Zum Spielen beim Sonntagsgottesdienst in der Martinskirche kamen weiter Veranstaltungen, wie beispielsweise das Mitwirken beim Eröffnungsgottesdienst zur Weinlese auf dem Kelternplatz, bei Kinderfesten und verschiedenen Sportveranstaltungen. Auf dem Friedhof fanden jährlich an Ostern Auferstehungsfeiern statt, an denen Bläser mitwirkten; ebenso wie bei vielen Beerdigungen.

Das Musizieren auf den Straßen und Plätzen unserer Stadt und das Spielen vom Kirchturm gehörten genauso dazu wie die Durchführung alljährlicher Feierstunden, die in gemeinsamen Bläserwochenenden vorbereitet wurden. Im Nürtinger Krankenhaus wurde regelmäßig gespielt und auf dem Hohenneuffen waren die Bläser des Posaunenchores bei den Veranstaltungen der „Kirche im Grünen“ im Einsatz. Hochzeiten von Mitgliedern des Chores waren stets ebenso Höhepunkte im Vereinsleben wie das Mitwirken bei Richtfesten oder das „Ständle-Spielen“ bei runden Geburtstagen.

In den Jahren 1969 und 1980 wirkte der Posaunenchor in der Sendung „Glocken der Heimat läuten den Sonntag ein“, die vom Süddeutschen Rundfunk ausgestrahlt wurde, mit.

In den 80er-Jahren wurden Serenaden im Schulzentrum Halde auch zusammen mit der Jugendmusikschule durchgeführt. Neben allen musikalischen Aufgaben wurde auch bei fröhlichen Festen die Gemeinschaft der Bläser gepflegt. Viele Jahre wurde beim Chorleiter Walter Maier das Brucheierfest gefeiert, an dem es zu ungewöhnlichen Rekorden in der Anzahl der verspeisten Spiegeleier kam.

Das Jahr 1992 brachte dem Posaunenchor eine einschneidende Veränderung. Nach 45jähriger ununterbrochener Stabführung übergab Walter Maier den Chor an Otto Kramer. Otto Kramer selbst konnte den Chor aber nur bis 1995 leiten, weil ihn berufliche Gründe aus Neuffen wegführten. Sein Nachfolger wurde Frieder Heimgärtner, der selbst lange Jahre aktiver Bläser des Chores war. 2007 übergab er den Dirigentenstab an Ferdinand Kübler, der auch die Jungbläserausbildung übernahm. Vier Jahre lang dirigierte er den Chor. Frieder Heimgärtner übernahm 2011 noch einmal den Chor, dessen Leitung er dann zu Beginn des Jahres 2013 an Andreas Kiedaisch übergab. Über mehrere Jahrzehnte nahm Hagen Immisch bis Ende 2011 die stellvertretende Dirigententätigkeit wahr. Die Jungbläserausbildung wurde 2013 von Ferdinand Kübler an Gerlinde Seibold übergeben.